- Umzug der SPIEGEL-Kantine von Verner Panton
- Umzug und Einbau der denkmalgeschützten SPIEGEL-Kantine von Verner Panton in das Museum für Kunst und Gewerbe
- Ort: MKG Hamburg
- Bauherr: MKG
- Zeitraum: 2009-2013
- Durch den Umzug des SPIEGEL-Verlages aus der Brandstwiete in die Hafencity wurde der Ausbau des Architektur- und Design-Meisterwerks der Pop-Kultur von Verner Panton aus den 60er Jahren notwendig. Aufbauend auf den Zielsetzungen des Masterplans für die übergeordnete Ausstellungs- und Funktionsverteilung im Museums für Kunst und Gewerbe, den wir 2009 erarbeiten durften, wurde in enger Abstimmung mit dem Denkmalschutzamt der orangefarbene Raum und die sogenannte Snackbar der SPIEGEL-Kantine als neuer Period Room in das ehemalige Klanglabor im 2. OG des MKG eingebaut.
Der orangefarbene Raum mit seiner einseitigen Rückseite aus den bekannten Kreissegmenten wird dabei konzeptionell aufgegriffen und zusammen mit dem ähnlich über eine Rückwand aufgebauten Tresenbereich der Snackbar gemäß der Idee zweier "Möbel als Objekte im Raum" in den Großraum platziert. Die Modulwände von Verner Panton lehnen sich jeweils an die Seitenwände des Neubaus an, sodass sich die übrigen Seiten dem Großraum öffnen. Anstatt einzelne Räume zu simulieren, sollen die beiden Ausbauten frei im Großraum stehen und die Geschichte ihrer Versetzung selbst erzählen. Die beiden Raumgeometrien werden bewusst durch den vorhandenen Fußboden des Neubaus getrennt und nur funktional in Verbindung gesetzt. Es soll deutlich bleiben, dass die Raumsequenzen im Original anders zueinander standen beziehungsweise getrennt waren.
Dies gilt auch für die Höhensituation. Die große Raumhöhe im Neubau erlaubt eine zeichenhafte "Haus im Haus"-Situation, welche die geringe Raumhöhe der SPIEGEL-Kantine von 2,70 Metern verdeutlicht. Die Kassettendecke wird über ein Tragwerk von der Decke abgehängt, sodass zusammen mit der Rückwand eine L-förmige Konstruktion entsteht. Die Abhangkonstruktion ist bewusst sichtbar konzipiert, um das Objekthafte herauszustellen. Die drei offenen Seiten erhalten in Anlehnung an die Originalsituation frei laufende Vorhänge, wie sie vor den Glasfassaden angebracht waren. Dadurch lässt sich die orangefarbene Kantine temporär allseits schließen, um die isolierte Raumproportion erkennbar zu machen. Andererseits können die Vorhänge individuell, das heißt auch punktuell geöffnet werden, sodass für Veranstaltungen ein größerer Raumbezug zusammen mit der Snackbar entstehen kann.
Die Einbauten der Kantine und der Snackbar sind so im Raum positioniert, dass die vier ovalförmigen Betonstützen des Neubaus nur minimal eingreifen und symmetrisch am Rande das System der Decke und des Bodens durchdringen. Die modulare Ausbildung der Kassettendecke erlaubt, dass jeweils nur zwei Felder ausgespart werden müssen. Die im Detail sichtbaren Aussparungen verdeutlichen die physische Trennung der beiden Systeme, sodass der Besucher nachvollziehen kann, welche Elemente dem Original entstammen und welche zum neuen Ausstellungsraum gehören. Auch die beiden quadratischen Stützenaussparungen, die der orangefarbene Speisesaal am Originalstandort erfahren musste, werden quasi als sichtbare "Wunden" erkennbar bleiben. Auf diese Weise erzählt das Ausbauelement dem Betrachter selbst von seinem Umzug in eine neue Umgebung.
- Mitarbeiter: C. Ganady, S. Weber, J. Fuhrmann, S. Grattolf
Fotos: Oliver Fantitsch, www.fantitsch.de