- Johann Kontor Hamburg
- Neubau eines Stadtquartiers im Hamburger 'Kontorhausviertel'
- Ort: Hamburg
- Bauherr: Aug. Prien Immobilien Gesellschaft für Projektentwicklung mbH
- BGF: 49000 m²
- Zeitraum: 2017-2023
- LP: 1-4 und Leitdetails Fassade für das Gesamtprojekt
LP: 5 für das Bürogebäude
- Das städtebauliche Konzept wird geprägt vom Leitbild eines schollenartigen Großblocks als Weiterentwicklung der Typologie des Kontorhausviertels. Dieser Block bildet den räumlichen Abschluss des Stadtteils und schließt die Innenstadtkante der Hamburger Altstadt am Wallring.
Der Block versteht sich als Neuinterpretation des Kontorhausblocks, in dem er die Dimensionen, die Typologien und die Grundmaterialien aufnimmt und diese in eine neue Zeitschicht überführt. Es entsteht so ein eigenständiger großräumlicher Stadtbaustein. Ziel ist, den historischen Kontorhäusern als Unesco-Weltkulturerbe den angemessenen Rahmen zu geben und diese in ihrer städtebaulichen Wirkung zu stärken, ohne sich unterzuordnen. Der Großblock besteht aus drei eigenständigen Gebäuden, was jeweils durch eine Taillierung des Blocks an den Übergängen zwischen den Gebäuden städtebaulich und architektonisch markiert wird. Die Firstlinie ist leicht abtreppend angelegt, so dass die Baumasse die Topographie des Ortes aufnimmt und verdeutlicht. Trauf- und Staffellinien folgen dieser übergeordneten Struktur, verbinden sich harmonisch und gliedern den Gesamtbaukörper.
In der zweiten Ebene des Städtebaus reagieren alle Seiten differenziert auf die jeweiligen städtebaulichen Situationen: Zum Klosterwall entsteht eine neue kräftige Raumkante als Vervollständigung des Altstadtrings. Die aus-drucksstarke Faltung der Fassaden im Grundriss und die ruhigen Staffelkanten prägen diese Stadtansicht.
Zum Deichtorplatz wird ein Gebäudekopf ausgebildet, der – nicht unähnlich dem Motiv des historischen Meßberghofes - zusammen mit dem Erweiterungsbau des Bauer-Verlages ein torartiges Ensemble mit einem inszenierten Eintritt in das Kontorhausviertel ausbildet. Die Kopfausbildungen schaffen platzartige Raumkanten zum Deichtorplatz, die den vom Verkehr beeinflussten fließenden Raum zunächst stoppen, um dann trichterförmig in das Kontorhausviertel einzuleiten.
Der Platz an der Burchardstraße vor dem Sprinkenhof erhält eine räumliche Fassung. Vis-à-vis des Chilehauses entsteht eine kräftige Raumkante, die bewusst der spitzwinkligen Geometrie des Chilehauses entgegentritt, um dessen Wirkung als Alleinstellungsmerkmal noch zu stärken. Diese Platzseite übernimmt die Höhe und Proportion der südlichen Hauptfassade des Sprinkenhofes und bildet zusammen mit diesem und dem Bauer-Verlag einen Rahmen für den Platz und die Dramaturgie des Chilehauses. Das Erdgeschoss ist an der Platzfassade und am Klosterwall als großzügig gestaltete Arkade ausgebildet. Diese städtebauliche Geste betont die öffentliche Nutzung des Erdgeschosses und leitet in die Passage ein, in der sich der U-Bahn-Zugang befindet.
Die nördlich anschließenden Fassaden am Johanniswall reagieren differenziert auf die jeweils gegenüberliegende historische Bebauung. Gegenüber des Sprinkenhofes weist das Bürogebäude ein Staffelgeschoss auf, so dass sich das Haus höhenmäßig zurücknimmt und in den Straßenraum nach Norden einleitet. Diese Staffellinie wird vom Wohngebäude übernommen, das durch zurückgesetzte Loggien eine kräftige, großmaßstäbliche Gliederung aufweist. In der Achse der Altstädter Straße erhält das Wohngebäude einen passageartigen Durchgang zum Klosterwall. Am nördlichen Ende zur Steinstraße schließt das Hotel den Block ab. Die Markierung der Stirnseite erfolgt über eine stufenartig auskragende Fassade. Der Baublock erhält so einen markanten Abschluss und ein besonderes Gesicht in Richtung Hauptbahnhof.
- Mitarbeiter: M. Henschel, A. Kuhlmann, I. Kodjayan, O. Frömmling, G. Rentsch, K. Haak, E. Apaprisi, B. Kienel, G. Pastor, C. Cilleruelo, H. Nacke, K. Krabbenhöft, L. Dargies, A. Bergmann, B. Donner, C. Fricke, C. Böttger, E. Zerey, F. Lammers, F. Meylahn, L. Heidenblut, H. Geissler, I. Creuzburg, I. Terzi, J. Dorn, K. Chlosta, N. Hartmann, M. Zahn, N. Mahmud, R. Mahncke, S. Steinmetz, S. Wilhelm
1. Preis, zweiphasiger hochbaulicher Realisierungswettbewerb 2017